Energy Lounge 2013

Die österreichischen Verrechnungsstellen APCS, AGCS und A&B luden am gestrigen Donnerstag in das Wiener Palais Liechtenstein, um über Transparenz und Datenfreiheit in der Energiewirtschaft zu diskutieren. Namhafte Vertreter aus Politik und Wirtschaft folgten dieser Einladung.

„Die österreichischen Verrechnungsstellen veröffentlichen seit 2001 alle relevanten Daten des österreichischen Ausgleichsenergiemarktes“, eröffnete Dipl.-Ing. Dr. Robert Hager, Vorstandsvorsitzender der APCS/AGCS, die Energy Lounge 2013. „Früher wurden nur CSV und Excel-Tabellen veröffentlicht. Mit den neuen technischen Möglichkeiten können Informationen in Zukunft komfortabler zur Verfügung gestellt und auch der Öffentlichkeit leichter zugänglich gemacht werden.“ so Hager weiters. „Das Ergebnis ist Transparenz 2.0 in ihrer modernsten Form.“

Herr Dipl.-Ing. Franz Keuschnig, MBA Vorstandsmitglied der Verrechnungsstellen erläutert die Rolle der Transparenzplattform "EnergyMonitor" (www.energymonitor.at)  als Instrument für mehr Transparenz in der Energiewirtschaft. "Die Verrechnungsstellen die das Regelwerk der österreichischen Energieversorgung mitgestalten sehen den Energy Monitor als Datenkonsolidierungs- und -visualisierungsplattform." Er ersetzt nicht bestehende Plattformen, sondern konsolidiert und visualisiert deren Daten. Strom, Gas und Ökostromwirtschaft sind eng miteinander verwoben, wobei besonders der Ökostrom immer mehr Aufmerksamkeit genießt. Die Daten wesentlicher Institutionen sowie der Energiebörsen werden im EnergyMonitor zusammengeführt, um die gegenseitigen Wirkungen sichtbar zu machen. Damit ist eine umfassende Informationsplattform, nicht nur für die Experten, sondern für alle Interessierten geschaffen. Den Verrechnungsstellen geht es dabei darum, aus den Millionen vorhandenen Datensätzen der verschiedenen Institutionen Informationen zu gewinnen und diese öffentlich bereitzustellen, damit ein besseres Verständnis möglich und ein einheitlicher Informationsstand geschaffen wird. Der EnergyMonitor ermöglicht es, die Mengen, Preise, Kosten, die Extremwerte wichtiger energiewirtschaftlicher Parameter, sowie deren wechselseitigen Einflüsse aufeinander zu verfolgen, Risiken zu identifizieren und in der Folge durch Anpassungen des Marktregelwerkes zukünftig schneller auf Entwicklungen zu reagieren.

Der EnergyMonitor als öffentlich zugängliches Visualisierungstool im Internet steht dabei ohne Registrierung jedem Internetuser zur Verfügung. User haben die Möglichkeit über das Tablet auf vorgefertigte Grafiken zuzugreifen und Zeitreihen beliebig zu analysieren, Zusammenhänge zu entdecken und eine "Data Discovery" selbst zu betreiben. Der Energy Monitor steht laut Keuschnig vom Content her noch auf der Startlinie. Das Wachstum an Content hängt von der Bereitschaft der großen energiewirtschaftlichen Institutionen ab, Daten nicht nur an die europäischen Plattformen zu liefern, sondern auch für den österreichischen EnergyMonitor, wie es Keuschnig formulierte, "sinnvolle Datenspenden bereitzustellen". Der EnergyMonitor soll ein besseres Verständnis für die komplexen Zusammenhänge im Energiemarkt schaffen und damit auch die sinnvolle Weiterentwicklung des österreichischen Energiemarktes ermöglichen. Dieses Ziel kann nur mit Unterstützung der Marktteilnehmer erreicht werden.

Mag. Klaus Kumpfmüller, Mitglied des Vorstands der Finanzmarktaufsicht (www.fma.gv.at) präsentiert die aktuelle Regulierung im Bereich Finanzmarkt. Im Wertpapierhandel gibt es schon einige Zeit die MiFID Regelungen "Markets in Financial Instruments Directive" womit unterschiedliche Aspekte des Wertpapierhandels geregelt werden. Auch das Thema Transparenz spielt eine wesentliche Rolle, wie auch die Durchführung von Ermittlungsverfahren und die Zusammenarbeit mit der Staatsanwalt bei Insidermissbrauch. Die Überwachungsaufgaben der Finanzmarktaufsicht sind vielfältig aufwändig und anspruchsvoll.  Den Gästen wird damit von Herrn Mag. Kumpfmüller gezeigt, welchen Weg die Energiewirtschaft eventuell gehen wird.

Herr Dipl.-Ing. Walter Boltz, seines Zeichens Vorstandsmitglied der Regulierungsbehörde E-Control, erläutertet in diesem Zusammenhang die Auswirkungen der europäischen Verordnung über die Integrität und Transparenz im Energiegroßhandel kurz REMIT, auf den österreichischen Energiemarkt. "Das Inkrafttreten der REMIT-Durchführungsrechtsakte (www.e-control.at/de/projekte) stellt die Regulatoren und die Marktteilnehmer vor neue Herausforderungen." REMIT („Regulation on Wholesale Energy Market Integrity and Transparency“) dient dem Monitoring des Großhandelsmarktes und soll verhindern, dass Handelsgeschäfte auf Basis von Insiderinformationen oder Marktmanipulation getätigt werden. Die ACER (acer.europa.eu) unterzieht Geschäftsdaten einem automatischem Screening. REMIT dient der Überwachung der Handelsgeschäfte und definiert auch Veröffentlichungspflichten für sensible Daten. Der Datensammelprozess der ACER startet im Winter 2013/2014. Während im Energiebereich die ACER die Transaktionsdaten zentral sammelt, wird im Gegensatz dazu im Finanzbereich diese Aufgabe den nationalen Regulierungsbehörden, in Österreich der Finanzmarktaufsicht überlassen.

Herr Mag. Helmuth Bronnenmayer, Vorstand des Vereins Open Knowledge Foundation Austria (www.okfn.at), welche sich der Veröffentlichung, Nutzung und Wiederverwendung von offenem Wissen verschrieben hat, erläuterte die Ziele der Open Knowledge Foundation. "Die Open Knowledge Foundation setzt sich für die Veröffentlichung, Nutzung und Wiederverwendung von offenen Daten ein. Um diese Ziele voran zu treiben arbeiten wir an Technologien, die eine größere Transparenz des öffentlichen Lebens ermöglichen und mehr Beteiligung von Bürgern gewährleisten. OKFN Österreich vereint Expertise aus verschiedenen Disziplinen und Institutionen, wie der Wissenschaft, Zivilgesellschaft, Wirtschaft und der Verwaltung. Mit diesem interdisziplinären Ansatz hoffen wir, einfache Lösungen für komplexe Themen zu finden, um eine offene und transparente Gesellschaft zu unterstützen. Ziel ist die Schaffung von einheitlichen europaweit geltenden Standards für Daten welche eine Vergleichbarkeit ermöglichen", konstatierte Helmuth Bronnenmayer.

Lounge-Atmosphäre

Die Energy Lounge als Neuauflage des traditionellen Sommerfestes fand in diesem Jahr das erste Mal statt. Moderiert wurde die Podiumsdiskussion von der langjährig erfahrenen Gerlinde Maschler, Maschler Medien.


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